Wer keine Lust auf Menschenmassen an der Gletscherzunge des Nigardsbreen hat und mit dem Wohnmobil gleichzeitig einen ruhigen und kostenlosen Übernachtungsplatz sucht, der wird am Faberstølsbreen glücklich!
Sowohl der Nigardsbreen als auch der Faberstølsbreen sind Gletscherzungen des Jostedalsbreen, des größten europäischen Festlandsgletschers. Der Nigardsbreen in der Nähe von Gaupne ist aufgrund des imposanten Gletschermuseums und des Boots-Shuttles über den Gletschersee sehr bekannt und oft entsprechend überlaufen. Trotzdem ist er unbedingt einen Besuch wert! Wer es mit seinem Wohnmobil bis zum Breheimsenteret geschafft hat, für den sind die restlichen Kilometer weiter hinein ins Tal sicher gut zu bewältigen. Für allzu große Mobile >8 Meter wird es jedoch trotzdem eng und man sollte sich die Weiterfahrt gut überlegen. Alternativ bietet sich für Dickschiffe dann doch die Übernachtung am Campingplatz in der Nähe des Breheimsenteret an.
Folgt man der kleinen Straße für etwa 3 Kilometer vom Gletschermuseum aus weiter ins Tal hinein, erreicht man eine Abzweigung. Hier nimmt man den linken Weg, leidlich geteert, mit Schlaglöchern versehen und breit genug für nur ein Fahrzeug. Skandinavientypisch kommen hin und wieder Ausweichbuchten. Weiter gehts für wenige Kilometer bis zum größten Hindernis auf dem Weg zum Übernachtungsplatz: Einem unbeleuchteten Tunnel mit Kurve, der ca. 300 Meter lang ist. Mutig aber vorsichtig rein in den Schlund und hindurch – zum Glück ist hier kaum Verkehr zu erwarten – von den Mitarbeitern des am Ende des sich bergan schraubenden Weges liegenden Stauwehres abgesehen. Ca. 1 Kilometer nach dem Tunnel passiert man auf linker Seite den Beginn des Wanderweges zum Faberstølsbreen (Wegweiser!).
Direkt danach ist ein perfekter Übernachtungsplatz. Zwar ohne alles aber garantiert ruhig! Hinweis für ängstliche Typen: Im Jahr 2018 gab es hier weder Handynetz noch Internetverbindung (Menschen über 40 kennen das noch aus ihrer Jugend, für jüngere Menschen ist das aber eventuell eine völlig neue Erfahrung der Stille!).
Parkplatz und Gletscherzunge sind auf folgender Karte verzeichnet:
Wir haben hier eine sehr ruhige Nacht verbracht. Am nächsten Morgen startet die nicht allzu lange Wanderung zum Faberstølsbreen direkt vom Wohnmobil aus. Der Weg ist immer gut erkennbar (Steinmännchen) und führt meist parallel zum rauschenden Gletscherbach durch ein tiefes Tal, welches früher wohl bis zum Rand mit Eismassen aufgefüllt war. Nach etwa 45 Minuten, der halben Strecke bis zur Gletscherzunge, biegt man um eine langgezogene Linkskurve des Tals uns hat Sicht auf den Gletscher. Das Tosen wird immer lauter und die Einsamkeit spürbarer. Auch hier kein Handyempfang. Menschen haben wir auf der ganzen Tour auch nicht angetroffen. Auch sollten Sie die Tour bei schlechtem Wetter nicht unternehmen. Die vielen großen und kleinen Felsbrocken, welche offensichtlich von den Steilwänden zu beiden Seiten des Tals hinabgestürzt sind, sprechen Bände! Bei starkem Regen möchten wir hier nicht unterwegs sein!
Weitere 45 Minuten sind es nun noch zur Gletscherzunge, erst das letzte Stück steigt steil hinauf und ist etwas rutschig. Man kann sich aber gut von rechts an die Gletscherzunge herantasten. Vorsicht: Der Versuchung widerstehen Fotos aus nächster Nähe des Gletschers zu knipsen. Hier besteht durch herabstürzende Eismassen Lebensgefahr!
Den Rückweg wählen wir wie den Hinweg und sind nach etwa 2,5 Stunden locker wieder am Wohnmobil.
Insgesamt eine tolle und im Vergleich zu den Menschenmassen am Nigardsbreen einsame Tour zur “eigenen” Gletscherzunge.
Tipp: Wer Mountainbikes dabei hat, kann noch die Straße vom Wohnmobil weiter bergan bis zur Staumauer eines großen Gletschersees fahren (zieht sich mehr als man denkt!) und hat eine tolle Aussicht auf die umgebende Bergwelt.